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Würzburger Naturfreunde feierten 90jähriges Jubiläum ihres Veitshöchheimer Naturfreundehauses ganz groß

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Erinnerungsfoto mit der neuen Fahne v.l. Helmut Försch (Ehrenmitglied der Naturfreunde Würzburg), Helmut Aichinger (stellv. Landesvorsitzender aus Deggendorf), Bürgermeister Rainer Kinzkofer, Edgar Dünninger (Naturfreunde-Vorsitzender​), MdL Volkmar Halbleib, Barbara Ziegler (stellv. Landes- und Bezirksvorsitzende), Ernst Joßberger (stv. Landrat + Bgm. Güntersleben), Karin Rademacher (Naturfreunde-Ehrenvors.),​ Günther Thein

Das 90jährige Bestehen ihres Naturfreundehauses „Am Kalten Brunnen“ im Veitshöchheimer Sendelbachtal feierten die Würzburger Naturfreunde am Wochenende mit befreundeten Gruppen und der Bevölkerung.

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Am Samstagabend standen beim feierlichen Kommers ein geschichtlicher Rückblick auf die Bewegung der Naturfreunde und den vor 90 Jahren von Laien in Eigenarbeit geschaffenen Hausbau im Mittelpunkt.

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Ein „Blechbläser-Quintett“ ehemaliger Heeresmusiker und der Chor des Männergesangvereins sorgten für die musikalische Umrahmung.

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Beim Festbetrieb am Sonntag unterhielt dann Charly Neuland mit exzellentem Saxofon-Spiel die vielen Gäste und verblüffte Zauberer „Flo-Magic“ Groß und Klein mit seinen Tricks.

Wer sind die Naturfreunde, woher kommen wir und wohin wollen wir gehen? Über diese Fragen klärte das 83jährige Ehrenmitglied Helmut Försch in seiner Festrede auf.

90JNaturfreundehausGeschichtstafel

Wie er sagte, war die Fertigstellung des Naturfreundehauses im Jahr 1921 ein Meilenstein in der Geschichte der Arbeiterbewegung in Würzburg und zugleich ein Mosaiksteinchen im großartigen, einmaligen Häuserwerk der Naturfreunde mit heute international über tausend Häuser und Hütten.

Für die arbeitenden Menschen Ende des 19. Jahrhunderts seien es unsäglich schwere Zeiten gewesen, in denen die Naturfreunde in der Arbeiterbewegung vor allem auch darum kämpften, den ihnen versperrten Zugang zur Natur zu öffnen. Da oft auch die Bewirtung ein Problem war und es „Off limits für Arbeiter, Wanderer und Proleten“ an den Türen der Gasthäuser hieß, mussten eigene Häuser her. Als 1907 das erste Naturfreundehaus am Padasterjoch in den Stubaier Alpen eingeweiht wurde, ging es dann Schlag auf Schlag, bis der erste Weltkrieg diese stürmische Entwicklung bremste. So hatte auch die 1913 gegründete Würzburger Ortsgruppe der Naturfreunde schon im ersten Jahr den Bau einer Hütte ins Auge gefasst, aber erst im September 1920 erfolgte die Grundsteinlegung und am 5. Juni 1921 wurde das Haus „Am Kalten Brunnen“ eingeweiht.

Es war laut Foersch eine enorme Leistung der arbeitsfähigen Mitglieder. So wurden beispielsweise die Steine für die gesamten Grundmauern aus Steinbrüchen der Umgebung gebrochen und herbeigeschleppt. Wer weiß heute schon, dass er beim Aufsuchen des gastlichen Hauses geheiligten Boden betritt. Der Holzboden des Gastraumes stammt nämlich aus der Sankt-Adalbero-Kirche. Die Erbauer verwendeten für den Zugang zum Dachgeschoss gar eine Wendeltreppe von einem im ersten Weltkrieg zerstörten U-Boot und der Dachstuhl stammt von einer Offiziersbaracke eines Gefangenenlagers am Galgenberg.

Nach der Zerstörung Würzburgs im Jahr 1945 konnten viele Mitglieder in dem 1933 von den Nazis enteigneten Haus Unterschlupf finden und es wieder in Besitz nehmen. Försch berichtete, wie er selbst noch 1948 die Löcher für die Masten grub, die endlich eine Stromversorgung über Gadheim ermöglichten. Es wurde damals auch eine Wasserleitung verlegt.

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Im Laufe der Jahre wurde dann aus der „Hütte“ in mehreren Bauabschnitten ein attraktives Lokal mit

Übernachtungsmöglichkeiten. Geschaffen wurde im rückwärtigen Bereich ein Gästehaus mit heute 37 Betten, einem Aufenthaltsraum für 50 Leute und zwei Selbstkocher-Küchen. Wie später alle Ehrengäste, darunter auch der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib und stellvertretender Landrat Ernst Joßberger bei einer Führung sehen konnten, hat der Verein in den letzten zehn Jahren über 100.000 Euro in das Hinterhaus gesteckt und die sanitären Anlagen völlig neu gemacht.

„Mitzudenken, mitzumachen, sich zu engagieren für Solidarität, Zivilcourage und Selbstbestimmung, das ist es, was ich Euch mitgeben möchte“ beendete Försch seine beeindruckende Festrede. Der Betrieb des Hauses solle nicht zum Selbstzweck werden. Die Naturfreunde seien stets für Bildung, soziales und ökologisches Engagement eingetreten, als internationale Bewegung für die Friedensarbeit und für „Atomkraft nein danke“. Dies müsse für die Naturfreunde auch künftig als Aufgabe und Markenzeichen für Vernunft bleiben, dann sei ihre Geschichte unter Diktaturen und Ausbeuter nicht umsonst gewesen.

In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Rainer Kinzkofer, dass das Naturfreundehaus auch ein Segen für die Bürger seiner Gemeinde und für die örtlichen Gruppierungen sei. Im Ort gebe es für die Vereine keinen schöneren Platz für eine Grillfete. Das Haus biete auch ein ideales Umfeld für die Jugendlichen, die aus ganz Europa, aber auch aus Partnerstädten an Ferienfreizeiten der Gemeinde teilnehmen. Die Gemeinde unterstütze gerne diese Einrichtung und habe deshalb auch die Pflege des angrenzenden Spielplatzes übernommen.

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Kinzkofer klärte dann auch auf, weshalb hier mitten im Wald nostalgische Lampen aus dem Altort stehen. Wenn einer eine umfahre, würden sie bei Naturfreunden landen, nachdem sie zuvor sein Stellvertreter Oswald Bamberger wieder zusammenschweißt.

Naturfreunde-Vorsitzender Edgar Dünninger konnte sich schließlich nicht nur über ein Jubiläumsgeschenk des Bürgermeisters über 450 Euro, sondern auch über eine Fahne mit dem neuem Naturfreunde-Emblem freuen, die ihm der stellvertretende Landesverbandes-Vorsitzende Helmuth Aichinger aus Deggendorf überreichte und die nun die vor kurzem instand gesetzten Freiterrassen ziert.

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